Kommentator der Tyrannen
Wenn der Michael Mönninger die "Neue Weltordnung" als die aktuelle Tyrannis begreifen könnte, würde er auch seine eigene Rolle besser verstehen. Leider versteht er aber nicht mal den Gegenstand seines Kommentars: Im Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag sieht Jacques Vergès ein Vorbild für das Verfahren gegen Saddam Hussein - soweit so richtig, abgesehen davon, dass Vergès sich zur Frage, ob Saddam dort überhaupt hingehört, oder aber Bush oder besser beide, gar nicht geäußert hat. Doch dann fantasiert Mönninger, dass Vergès diesen Internationalen Strafgerichtshof "einst im Milosevic-Prozess noch heftig bekämpft" habe. Das ist freilich die reine Unwahrheit, verkehrter geht es überhaupt nicht. Vergès (und jeder, der noch etwas aufs Völkerrecht gibt) bekräftigt, dass der ICC völkerrechtlich einwandfrei gegründet wurde. Und dies unterscheidet ihn diametral vom sogenannten ad-hoc-Tribunal für das ehemalige Jugoslawien, das von Anfang an und unheilbar völkerrechtswidrig ist, eine miserable juristische Fassade für ein politisches Erpressungswerkzeug der NATO gegen Jugoslawien. Deshalb fordert Vergès (und jeder, der noch etwas aufs Völkerrecht gibt) die Freilassung von Slobodan Milosevic und die Auflösung des Zirkus del Ponte.
Klaus Hartmann
Bundesvorsitzender des
Deutschen Freidenker-Verbandes
Leserbrief an Die Zeit, 25.12.2003