Bingo! Slobos Video Expräsident Milosevic bringt vor dem Haager Tribunal die NATO wieder einmal in große Nöte
Dokumentarfilme aus den Bürgerkriegen des zerfallenden Jugoslawien werden von westlichen Politikern und Medien gerne skandalisiert - aber nur, wenn man darauf Serben bei irgendwelchen Missetaten sieht. Zuletzt war das im Juni der Fall, als die Anklage im Haager Prozeß gegen Slobodan Milosevic ein Video einspielte, das die Sondereinheit »Skorpione« bei der Exekution moslemischer Kriegsgefangener zeigte, was gleich zum Beweis für den angeblichen Völkermord in Srebrenica hochgerechnet wurde. Daß Milosevic selbst kurz darauf mit einem anderen Film aufwarten konnte, in dem moslemische Greueltaten an Serben zu sehen waren, hat dann schon kein Schwein mehr interessiert.
So wird das auch mit Slobos jüngster Performance gehen. Am Donnerstag führte der Angeklagte ein Video vor, in welchem Paddy Ashdown, der internationale Hochkommissar für Bosnien-Herzegowina, Waffen für die kosovo-albanische Terrorbewegung UCK inspiziert. Der Brite weist einen Mann in UCK-Uniform an, »vorsichtig« mit den Handgranaten umzugehen. Obwohl der Krieg der NATO gegen Jugoslawien im Frühjahr 1999 im Interesse der albanischen Separatisten geführt wurde, sind Zeugenaussagen über eine direkte Kooperation zwischen dem Militärpakt und der UCK bis dato immer zurückgewiesen worden. Das Video ertappt Ashdown aber in flagranti - und damit wird Leugnen unmöglich. Was bleibt, ist das Totschweigen.
Als Hochkommissar regiert Ashdown Bosnien-Herzegowina mit diktatorischen Vollmachten. Bereits eine dreistellige Zahl gewählter Volksvertreter oder Beamter wurde von ihm gefeuert, vor allem aus der serbischen Volksgruppe. Jüngster Coup des ehemaligen (?) britischen Geheimdienst-Mitarbeiters ist die Auflösung der serbischen Armee und Polizei in Bosnien und damit des Kerns der im Friedensvertrag von 1995 eigentlich garantierten Staatlichkeit der Republika Srpska. Daneben hat er die Kopfjagd auf Radovan Karadzic und Ratko Mladic, das serbische Führungsduo aus der Zeit des Bürgerkrieges, zu seinem wichtigsten Anliegen gemacht. Gäbe es Recht und Gerechtigkeit, müßte er selbst zur Fahndung ausgeschrieben werden.
Jürgen Elsässer junge Welt vom 01.10.2005