Unglaubwürdige Zeugen
Anklage gegen Miloevic mit weiteren Schlappen. Forum in Offenbach
Zum Abschluß seines Besuches in Deutschland nahm der gerade von einem Besuch bei Slobodan Miloevic in der Scheveniger Haftanstalt kommende Vladimir Krsljanin von der Organisation SLOBODA Ende vergangener Woche an einer Veranstaltung in Offenbach am Main teil. Zusammen mit dem Sprecher der deutschen Sektion des Internationalen Komitees für die Verteidigung von Slobodan Miloevic (ICDSM), Klaus Hartmann, sprach der Belgrader Politiker über den Prozeß, die aktuelle Lage in Belgrad und die Situation von SLOBODA. Die Organisation arbeitet in erster Linie für die Verteidigung des ehemaligen jugoslawischen Präsidenten Miloevic, der vor dem Den Haager Kriegsverbrechertribunal steht.
SLOBODA war durch den Ausnahmezustand in Serbien direkt betroffen. Es wurden drei ihrer Mitarbeiter für mehrere Wochen inhaftiert, PCs beschlagnahmt und eine aggressive, mit Absurditäten angereicherte Medienkampagne gegen Miloevic und dessen Familie entfesselt. Mangels Beweisen begründete eine serbische Zeitung die Anschuldigungen gegen Miloevics Ehefrau, Mira Markovic, an der Ermordung des ehemaligen serbischen Präsidenten Ivan Stambolic beteiligt gewesen zu sein, mit der Behauptung, diese sei Anhängerin schwarzer Magie und Stambolic sei geopfert worden.
Daß solche Geschichten zwar albern, aber erwähnenswert sind, legt die Analyse von Krsljanin und Hartmann dar, die zeigen, daß sich die Kampagne gegen die Familie und Verteidigung von Miloevic auf einem eben solchen Niveau bewegt. Hartmann faßte die Neuigkeiten im Fall Miloevic in Den Haag mit dem Verweis zusammen, es gäbe keine solchen: Für die Anklage sehe es schlecht aus, und noch immer präsentiere diese Zeugen, die eine peinliche Vorstellung abgäben. Als jüngste Beispiele nannte er die Auftritte von »Captain Dragan« und einem neuen, geschützten Zeugen. Ankläger Nice, enttäuscht darüber, daß Dragan nicht im Sinne der Anklage gegen Miloevic ausgesagt hatte, verkündete, nicht mehr mit diesem zu reden. Außerdem könne dieser sich sein Rückflugticket nun selber bezahlen. Der andere, geschützte Zeuge, ein »ehemaliger Mitarbeiter des Staatssicherheitsdienstes«, unterstellte Miloevic, die kroatische Jugend mit Heroin vergiften zu wollen. Im Eifer des Gefechtes bezeichnete er jedoch auch Miodrag Isakov als Involvierten in diese vermeintliche Aktion und belastete damit keinen geringeren als den gegenwärtigen Vizepremierminister Serbiens. Ende April trat dieser vor die Presse und bezeichnete den Haager Zeugen als unglaubwürdig.
Cathrin Schütz junge Welt vom 6. Mai 2003