FREEDOM ASSOCIATION
SPECIAL BULLETIN No. 2

8. Mai 2002

Wackelige Zeugen

Als Zeugen erschienen heute in Den Haag Avni Nebihu aus dem Dorf Sojevo bei Urosevac, Aslan Tachi aus dem Dorf Demjan bei Djakovica und Dzevahire Rahmani aus dem Dorf Bukos bei Vucitrn. Die Widersprüchlichkeit der Zeugen, die für das Verfahren insgesamt kennzeichnend ist, war bei diesen sogar noch ausgeprägter.

Auf Befragen von Milosevic, erläuterte Nebihu, dass sein Dorf aus fast 200 Haushalten besteht, und dass jeder Haushalt im Durchschnitt 10 Personen umfaßt. In seiner schriftlichen Aussage hatte er erklärt, dass serbische Soldaten alle Einwohner aus ihren Häusern vertrieben hätten, und dass sie sich danach nach Urosevac aufgemacht hätten. Dabei habe es sich, wie er in dieser Aussage erklärte, um 500 von ihnen gehandelt. Als Milosevic auf einer Erklärung bestand, was mit den übrigen 1.500 Einwohnern geschehen sei, geriet der Zeuge in Verwirrung und blieb eine richtige Antwort schuldig. Dieser Zeuge hatte in einer seiner schriftlichen Aussagen erklärt, dass er sein Haus zusammen mit seiner Familie verließ, nachdem er gesehen hat, was ringsumher vor sich ging, während er dies nach einer anderen Erklärung tat, nachdem er von den Soldaten dazu aufgefordert worden ist. Auch sah er nach einer Aussage aus 500 Meter Entfernung, wie ein Soldat mit irgendeiner flammenwerfenden Waffe Feuer an Häuser legte, und als Milosevic ihn daran erinnerte, dass er von der Stelle aus, wo er sich befand, nicht einmal die fraglichen Häuser sehen konnte, sagte er, er habe solche Waffen früher gesehen.

Da dieser Zeuge, wie andere albanische Zeugen, in seiner schriftlichen Aussage damit zitiert wird, dass er über die NATO-Bombardierungen Genugtuung empfand, fragte Milosevic ihn, ob dies seine eigene Aussage gegenüber dem Vertreter der Anklage war, oder ob dieser ihn zuerst gefragt hat, ob er über die NATO-Bombardierungen Genugtuung empfand. Darauf antwortete der Zeuge, dies sei seine Antwort auf eine besondere Frage des Vertreters der Anklage gewesen.

Auch Aslan Tachi war bei vielen der in seiner schriftlichen Aussage zitierten Feststellungen widersprüchlich. Doch der interessanteste Teil seines Kreuzverhörs bezog sich auf die angebliche Anwesenheit von Russen unter den serbischen Soldaten, die in seinem Dorf waren. Tachi hatte angegeben, dass er russisch spricht und dass er gehört hat, wie ein Armeeangehöriger auf russisch diskutierte und sogar anderen Befehle gab. Auf Nachfragen von Milosevic, gestand er, nicht russisch zu sprechen, erklärte aber, dass jeder, der serbisch spreche, auch russisch verstehe, und dass diese angeblichen Russen keinerlei Rangabzeichen gehabt hätten, und dass, als sie angeblich befahlen, alle anwesenden Zivilisten zu töten, die Soldaten dies nicht getan hätten.

Dzevahire Rahmani hatte in ihrer Aussage das Militär beschuldigt, einige Mädchen aus einer Gruppe, die in einem Raum durchsucht wurde, vergewaltigt zu haben. Doch auf eine Frage von Milosevic nach den Gründen, die sie zu einer solchen Schlußfolgerung veranlaßt hätten, sagte sie, sie habe dies aufgrund ihres Aussehens angenommen, wenngleich ihr keine von ihnen bei einer späteren Unterhaltung etwas davon gesagt habe; auch habe es nichts gegeben, was sie aus dem Raum hätte hören können, was sie auf einen solchen Gedanken hätte bringen können; aber es sei ihr Aussehen beim Verlassen dieses Raumes gewesen. Sogar den Soldaten, der sie, wie sei behauptete, selbst belästigt aber nicht vergewaltigt hat, beschrieb sie einmal als einen großen Burschen mit kahlgeschorenem Kopf, einmal als einen Blondhaarigen.

Heute begann auch die Vernehmung des Zeugen Abdullah Salihu, die morgen fortgesetzt wird.

Übersetzung aus dem Englischen:
Internationales Komitee für die
Verteidigung von Slobodan Milosevic
- Deutsche Sektion -


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