Milosevics letzter Brief

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich übermittele Ihnen meine Danksagung für die Solidarität, die Sie zum Ausdruck gebracht haben, indem Sie sich einverstanden erklärten, mich für eine medizinische Behandlung aufzunehmen.

Ich möchte Sie über Folgendes informieren: Ich glaube, die Beharrlichkeit, mit der die medizinische Behandlung in Rußland verweigert wurde, ist in erster Linie in der Befürchtung begründet, daß bei einer sorgfältigen Untersuchung entdeckt werden würde, daß aktive und mutwillige Schritte unternommen wurden, meine Gesundheit zu zerstören. Diese könnte vor russischen Spezialisten nicht verborgen werden.

Um meine Anschuldigungen zu belegen, präsentiere ich Ihnen ein einfaches Beispiel, das Sie im Anhang finden. Dieses Dokument, das ich am 7. März erhalten habe, zeigt, daß am 12. Januar ein ausgesprochen starkes Medikament in meinem Blut gefunden wurde, das - wie sie selbst sagen - zur Behandlung von Tuberkulose und Lepra eingesetzt wird, obwohl ich selbst während dieser fünf Jahre in ihrem Gefängnis niemals irgendein Antibiotikum genommen habe.

Während dieser gesamten Zeit habe ich außer einer Grippe nie irgendeine ansteckende Krankheit gehabt. Auch die Tatsache, daß die Ärzte zwei Monate gebraucht haben (um über den Befund zu informieren, d. Red.), ist nur mit Manipulation zu erklären. Die dafür Verantwortlichen können gewiß nicht meine Krankheit behandeln; ebensowenig wie diejenigen, gegen die ich mein Land in Kriegszeiten verteidigt habe und die ein Interesse daran haben, mich zum Schweigen zu bringen.

Sehr geehrte Herren, Ihnen ist bekannt, daß russische Ärzte zu dem Schluß gekommen sind, daß die Untersuchung und Behandlung der Probleme der Blutgefäße in meinem Kopf notwendig und dringend ist. Ich wende mich daher in der Erwartung an Sie, daß Sie mir helfen, meine Gesundheit gegen die kriminellen Aktivitäten in dieser Institution zu verteidigen, die unter dem Zeichen der UN arbeitet, und daß ich sobald wie möglich eine angemessene Behandlung in Ihrem Krankenhaus erhalte, in dessen Ärzte, wie in Rußland, ich vollkommenes Vertrauen habe.

Hochachtungsvoll, Slobodan Milosevic

(abgeschickt: 8. März; Eingang in der russischen Botschaft: 11. März; Übersetzung: AP)


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